Weinbruderschaft Nassauerland
Daniel Deckers
23. März 2022
Wine is history in a bottle!
Wenn es eines zweiten Mottos zu Dr. Daniel Deckers Vortrag
Beten und arbeiten – lassen!
bedurft hätte, wäre dies ebenso angemessen gewesen wie
Wine is geography in a bottle!
Und genau das war es dann auch, was der FAZ – Redakteur in geschliffener Rhetorik unter Zuhilfenahme von neun sehr passend von ihm ausgewählten Weinen eloquent und mit fundiertem (Detail-!) Wissen vorzutragen hatte.
Neben der im schulischen und akademischen Werdegang vorgegebenen Vertrautheit mit der christlichen Komponente zu dem Thema glänzte sein Diskurs mit tiefgreifendem Archiv- und Dokumenten-Wissen und garniert mit Referenzen und Zitaten von dem Weine zugeneigten Literaten, allen voran Carl Zuckmayer mit seinem „Fröhlichen Weinberg“, Wilhelm Hauff mit seinen „Phantasien im Bremer Ratskeller“ oder auch Heinrich Heine mit seinem Fragment „Der Rabbi von Bacharach“. Durchaus in die Reihe der Wein-Literaten – wenn auch vielleicht nicht im belletristischen Sinne – kann er sich selbst einordnen, wie seine umfänglichen Veröffentlichungen zu dem Thema belegen.
So nimmt es nicht Wunder, dass einige Weine schon in ihren Namen die Nähe zu Kirche, Kloster und Abteien erkennen lassen, sei es der „Mons Sanctus“ des Kloster Eibingen oder der „Gosecker Dechantenberg“ aus dem Landesweingut Kloster Pforta. Wie überhaupt der Wein in der Ökonomie der Klöster und Bistümer über lange Zeiten eine nicht zu vernachlässigende Rolle spielte; diesbezüglich sei nur an die Rheingauer Klöster und deren Dependancen erinnert, namentlich zum Beispiel Eberbach. In diesem Kontext sind auch die Reichsabtei Lorsch und das Kloster Maulbronn zu nennen. Oder auch die Abtei in Oberwesel, die insbesondere der Sankt Werner – Verehrung diente. (In seinen Dankesworten sollte sich später der secretarius nicht entblöden, selbige auch in der Weinbruderschaft anzumahnen – wobei er sich selbstverständlich insbesondere auf den Gründungsvater gleichen Namens bezog.)
Anhand von einigen Exkursen – u.a. zu der Lage Steinberg, dem Lieblingswein der Zisterzienser, deren Anlage auf das Jahr 1170 zurück geht – dokumentierte der Referent Geschichte und Bedeutung einiger bedeutender Weinberge und Anbau-Regionen Deutschlands und bewies bedeutsames enzyklopädisches Wissen. Das mag manchem als schwere Kost erschienen sein, konnte aber immer wieder mit ansprechender Verflüssigung genossen werden. Wobei allen, die sich für den Vortrag interessierten (wie auch Herrn Deckers selbst!), die Freude am Genuss der ausgewählten Lagen anzumerken war! Das war alle Zeit stimmig mit dem Vorgetragenen.
Nicht zu kurz kamen auch die Anmerkungen zu den Beiträgen der Landesherren, Ritter und Bürger zur Historie des Weinbaus in Deutschland – genannt sei hier exemplarisch der „Sylvaner GG“ aus dem Bürgerspital Würzburg.
Der secretarius verkneift sich, die Weine einzeln anzusprechen und zu taxieren – war es doch auch einmal sehr anregend, Öchsle, Restzucker, Nase und Abgang außer Acht zu lassen und sich dem kulturhistorischen „Beiwerk“ zu widmen. Auch wenn den gestrengen Wein-Puristen die Kategorisierung nicht gefallen mag, die Weine waren alle gut und schmeckten, wobei nicht zu vergessen ist, dass der letzte – Weingut Burg Ravensberg Löchle Pinot Noir GG – eine herausragende Überraschung war – den alten Kraichgauer Raubrittern sei‘s gedankt!
„Das schreit förmlich nach mehr“…… so begann die Dankes-Adresse. Im Einzelnen wie im Ganzen ist dieses Format mehr als eine elementare Ergänzung zu den allgemein gepflegten akademischen Verkostungs-Ritualen – auch wenn einige Teilnehmer ihr offensichtliches Desinteresse durch – durchaus störende! – Privat-Dialoge bekundeten. Das wurde weder dem Vortrag noch dem Vortragenden gerecht – und schon gar nicht dem überwiegend lernbegierigen und aufmerksam lauschenden Auditorium, das sich aus erfreulichen 34 Weingeschwistern, dem „Leibarzt“ Marcel Blaschczyk und weiteren 5 Gästen zusammensetze!
Namens der Weinbruderschaft zollte der Kellermeister dem Referenten seine Hochachtung und überreichte einen „gewichtigen Dreier-Pack“ in der Holzkiste, worauf der Bruderschaftsmeister unter anhaltenden Beifallsbekundungen die Hoffnung auf weitere Veranstaltungen dieser Kategorie äußerte und Herrn Dr. Deckers die Mitgliedschaft in unserer Gemeinschaft andiente. Selbiges Ansinnen wolle er überdenken, verlautete der Referent, um anschließend zahlreiche seiner Schriften „an den Mann/die Frau zu bringen“ respektive mit seinem Autogramm zu zeichnen.
Den Neigen wurde über den Tag hinaus gehöriger Respekt gezollt!