Protokoll der Verkostung vom 28. 09. 2019
Auf den Spuren des Bender – Esels
Herbstliche Winde umwehten 19 tapfere Weingeschwister und Gäste, namentlich die Ehepaare Blaschczyk, Fiebiger, Gatzka, Huth, Jüngst, Luger, Müller, Weiss, nebst Birgit Hohmann mit Gast Gundermann sowie H.-G. Bausch, als sie das genau bemessene Transport – Vehikel pünktlichst bestiegen und gen Süden aufbrachen. Trotz angebrochener Schulferien ging die Fahrt Stau-los dem Tal des Rheines folgend in Richtung Südpfalz.
Bruderschaftsmeister Sigi Luger begrüßte die fröhliche Korona, insbesondere unseren neuen Weinbruder Dr. Rainer Jüngst nebst Gattin Frauke auf das Herzlichste und wünschte der Veranstaltung guten Verlauf.
Der secretarius mußte sich sputen, seine Terroir – bezogenen Salbadereien abzusondern, in denen er versuchte, die geologische Brücken zwischen Afrika und Europa über 400 Millionen Jahres Erdgeschichte zu schlagen. So lamentierte er, bei aller gemeinsamer Entstehung, unter anderem über die Ungerechtigkeit der Schöpfung, die dem ostafrikanischen Graben die wunderbare Tierwelt und der Pfalz nur die Pfälzer beschert hat. Nicht leugnen konnte er die Tatsache, dass gerade in der Ziel-Region eine große Vielfalt von Gesteinen und Böden das Potenzial für große Weine befördert.
Im Fluge verging die Zeit, und so erreichte man zu mittäglicher Stunde in der Gemeinde Leinsweiler den Ort der Atzung. Versuche, die Gruppe zu einem Spaziergang durch das Dorf zu bewegen, scheiterten an mangelnder Ausdehnung des selbigen (ein südpfälzer Dorf hat typischerweise 700 Einwohner und zehn Weingüter!), der instabilen Wetterlage und dem nagendem Durst einiger Mitreisender. Also nahm man flugs im Zehntkeller Platz und labte sich an Pfälzer Spezialitäten und ersten Tropfen aus den lokalen Winzereien. Der allzeit emsige Vorstand nutzte die Zeit für eine Sitzung nebst Leerung zweier lokaler Kellerprodukte, und der BM ließ es sich nicht nehmen, Weinbruder Jüngst mit den Insignien der Vereinigung zu dekorieren.
Dieses umfänglich getan habend nahm man den Pfad gen Eschbach wieder auf (zwei mutige Paare per pedes apostolorum, von denen eines aber auf halbem Wege aufgesammelt werden mußte).
Das Weingut Michael und Manuel Bender – in dritter Generation auf 100% – Trauben – Kelterung umgestellt (historisch wurde die Region in gemischter Landwirtschaft bestellt) – zeigte sich auf halben Wege durch die Traubenlese äußerst geschäftig – auf 20 ha Weinbergen warten insbesondere Riesling- , Burgunder-, Sauvignon Blanc- aber auch Grüner Veltliner- und Dornfelder-Reben auf die Lesetrupps. Folgerichtig empfing der im dritten Lebensjahrzehnt stehende Junior-Chef Manuel Bender auch in zünftiger Arbeitskleidung. Nach der einschlägigen Ausbildung in Deutschland hat er in Neuseeland und in der Wachau internationale Erfahrung gesammelt.
Aus dem reichhaltigen Angebot von mehr als 40 Weinen – 8 Gebietsweine, 17 Ortsweine, 8 Lagenweine und 7 Schatzkammer-Weine in kleinen Gebinden – hatte der secretarius eine Vorauswahl von 9 Orts- und Lagenweinen getroffen.
WEINGUT BENDER MADENBURGWEG 8 D 76831 ESCHBACH/PFALZ
Ortsweine Weiß & Rosé
2018 Grüner Veltliner trocken
2018 Schwarzriesling Rosé trocken
Lagenweine Weiß
2017 Göcklinger Kaiserberg Sauvignon Blanc trocken
2017 Eschbacher Hasen Grauburgunder trocken
2018 Eschbacher Freudenäcker Chardonnay trocken
2016 Leinsweiler Rothenberg Riesling trocken
20 I 5 Göcklinger Kieselberg Riesling trocken
Rotweine
2016 St. Laurent trocken
2013 Dornfelder Barrique trocken
Eröffnet wurde der Reigen einem Ausrufungszeichen: Der Grüne Veltliner, mit dem der Gastgeber seine österreichische Qualifikation nachwies, erregte beifälliges Wohlwollen. Gedacht ist die Kultivierung dieser Rebsorte aber auch als Antwort auf den Klimawechsel, da sie auch unter wärmeren und trockeneren Bedingungen gut gedeiht.
Unauffällig (für den secretarius!) blieb der Schwarzriesling Rosé, der sich aber bei einigen Damen – erwartungsgemäß? – guten Zuspruchs erfreute.
In der Abteilung Lagenweine hatte der secretarius, die weiteren Ortsweine in der Vergangenheit schon verkostet habend, für die Lagen Sauvignon Blanc, Grauburgunder trocken und Chardonnay trocken (teilweise) im Holz ausgebaute Weine optiert – und sich damit am Ende den Unmut der Weingeschwister eingehandelt. Das war dann wohl zu viel neuseeländische Weinkultur! In der spontanen Gegenverkostung mit den gleichen Rebsorten in Ortslagenqualität bei Ausbau in Stahlfässern schnitten letztere in der Beurteilung deutlich besser ab. Allerdings muß man dem 2018 – Eschbacher Freudenäcker Chardonnay zugute halten, dass er erst seit 2 Wochen auf der Flasche ist. Der vergleichbare 2016 Jahrgang hatte bei einer früheren Verkostung durch den Vorstand durchaus reüssiert! Und der secretarius folgt dem Hersteller in seinem Optimismus hinsichtlich des Potenzials des neuen Jahrgangs.
In der Diskussion um das Für und Wider des Ausbaus im Holz hatte Manuel Bender folgendes Bonmot zur Hand: Mit Aldi-Fleisch macht man auch auf einem Weber – Grill kein gutes Steak – will sagen: Der Rohstoff macht’s!! Erwähnenswert ist in diesem Kontext eben auch, dass Rebstöcke historisch auf den schlechteren Böden gepflanzt wurden, während die fruchtbareren Parzellen der Versorgung mit Nahrungsmitteln vorbehalten waren (wohlverstanden ist der secretarius der Meinung, dass auch Wein ein Grundnahrungsmittel ist……!!!). So ist im Allgemeinen der Erfolg der Pfälzer Weine in den vergangenen Jahrzehnten auch ein Ergebnis der verstärkten Umstellung auf Weinbau und Nutzung besseren Terroirs.
Womit man zu den Pfälzer Rieslingen kam: Beide – Göcklinger Kieselberg 2015 und Leinsweiler Rothenberg 2016 – belegen obiges Zitat: Das ist guter Rohstoff auf gutem Terroir und solider Ausbau, wobei der Rothenberg mit 0 g Restzucker einen besonderen Akzent setzte. Der wird auch in 10 Jahren noch frisch aus der Flasche kommen! Manuel Bender ließ es sich nicht nehmen, einen 2017 Leinsweiler Sonnenberg sweet edition zu entkorken, der spontan wohlwollende Aufnahme erfuhr. Die Einordnung dieses Schmeichlers durch den secretarius scheitert an der Zensur!
Dass sich die Südpfalz in steigendem Maße einen Namen als Rotwein – Region macht, ist neben dem postulierten mediterranen Klima auch Verdienst einiger renommierter Winzer, u.a. Friedrich Becker in Schweigen oder auch Frank Meyer in Gleiszellen. Das hat die Weinbruderschaft in einigen Verkostungen erfahren dürfen. So lag es nahe, auch im Falle Bender einen Versuch zu starten.
Mit 2013 Dornfelder Barrique trocken und 2016 St. Laurent trocken wurden nicht notwendigerweise typische Rebsorten ausgewählt! Beide sind aber als Ortsweine nicht als „die Krone der Schöpfung“ zu verstehen und schon gar nicht mit den oben zitierten Größen zu vergleichen. Bei Preisen von um die 5€ stimmt aber allemal das Preis-Leistungs-Verhältnis! Auch hier wurde zusätzlich Früh- und Spätburgunder kredenzt.
Alles in allem waren am Ende 17 Weine verkostet. Nach dem – unmaßgeblichen! – Verdikt des Protokollanten bedürfen folgende Weine einer besonderen Würdigung: Grüner Veltliner, Leinsweiler Rothenberg Riesling, Eschbacher Freudenäcker Chardonnay trotz seiner jugendlichen Makel und Sankt Laurent ob seiner markanten Schlichtheit! Ob die Puristen der Weinbruderschaft diesem Urteil folgen, sei dahingestellt!
Zu erwähnen bleibt, dass der Gastgeber den Nachweis des Überzeugungstäters spielend erbrachte und auf alle Einreden eine kompetente Antwort hatte, auch wenn sein rhetorischer Spleen(?) und seine Diktion gewöhnungsbedürftig waren. Im Nach – Kolloquium wurde noch manche Neige geleert, während dessen einige sixpacs Wein den Besitzer wechselten.
Entspannt und ereignislos verlief die schweigsame Heimreise – nach vier Stunden Verkostung keine große Überraschung!