Deutschland /Frankreich (weiß und rot) „ein Versuch“
Protokoll
Verkostung vom 31.10. 2018
Kolpinghaus Limburg
Zum Ende des Jahres 2018 wagt der Vorstand unserer Weinbruderschaft* – namentlich unser Kellermeister Alf! – in zwei Verkostungen verwegen den Versuch, Weine aus gleichem Trauben über die Regionen hinweg im Ländervergleich zweier großer Weinbau – Nationen gegenüber zu stellen – in der stillen Hoffnung, dass, nach den schmachvollen Niederlagen auf den sommerlichen Fußballfeldern dieser Welt, die Produkte unserer Winzer den Schmerz und die Schande möglicherweise mindern können.
In der ersten Abteilung hat unser Referent 5 Rebenpaare ausgewählt und mittels eines wie immer umfang- und lehrreichen Kompendiums ausführlich dokumentiert und erläutert. Erwartungsvoll nahmen die Ehepaare Arnold und Jola Blaschczyk, Dr. Walter und Ulrike Buzello, Ralph und Erna Gatzka, Dr. Olaf und Jutta Krause, Drs. Sigi und Dorothea Luger, Dr. Werner und Roswitha Müller, sowie die Damen Dorela Dambmann und Usch Decker als Gäste, und Herren Axel Begeré, Ernst-Dieter Irle, Jürgen Lanz sowie der Kellermeister Alf Weiss und der Protokollant folgende Weinpaare zu Kenntnis und zur Brust:
Riesling
+ 2015 Steeger St. Jost Riesling trocken, Weingut Ratzenberger, Spay,Mittelrhein
+ 2014 Riesling Kaefferkopf Grand Cru, Weingut Jean Geiler, Ingersheim, Elsaß
Grauer Burgunder – Pinot Gris
+2015 Grauer Burgunder trocken, Weingut Ökonomierat Rebholz, Siebeldingen, Pfalz
+2012 Pinot Gris „Beurot“, Weingut Ives Chaley, Val de Vergy, Burgund
Chardonnay
+2012 Chardonnay Reserve trocken, Weingut Friedrich Becker, Schweigen Pfalz
+2013 Meursault Chardonnay, Weingut Henry Delagrange, Volnay Côte de Beaune, Burgund
Cabernet Sauvignon
+ 2014 Cabernet Sauvignon trocken „Fleinlinger Vogelspinne, Weingut Hagenbuch, Hainfeld, Pfalz
+2016 Gerard Bertrand Reserve Speciale Cabernet Sauvignon, Weingut Gerard Bertand, Languedoc
Spätburgunder – Pino Noir
+ 2012 Pinot Noir „Tayen“, Weingut Schönlaub, Gleiszellen- Gleishorbach, Pfalz
+ 2012 Vosne- Romanée, Weingut J. L. Raillard, Burgund
Zu jedem Wein, nicht zuletzt auch zu ihren Schöpfern hatte der Vortragende in mehr als zwei Stunden Wissenswertes zu vermitteln – u.a. die Tatsache, dass es sich bei der Mehrzahl der vorgestellten Winzer unbedingt um Originale mit sehr persönlichen Philosophien in Sachen Vinifizierung handelt. Nicht nur dieser Umstand, sondern auch das teilweise deutlich unterschiedlichen Terroir, die abweichenden klimatischen Verhältnisse, die Wahl der Fässer und die Verweilzeit in selbigen, und so weiter, macht es nicht einfach, direkte Vergleiche zwischen den jeweiligen Derivaten zu bewerkstelligen. Fest steht, dass jeder Wein für sich allein durchaus ein Monument ist – welcher denn aber als „besser“ empfunden werden kann, sei dahingestellt und insbesondere persönlichem Geschmack und Präferenz überlassen. (Nicht zuletzt auch dem Geldbeutel – denn da gab es doch gewaltige Unterschiede!)
So herrschte dann am Ende der Verkostung durchaus keine klare Meinungsbildung, welchem Wein im jeweiligen Paar die Palme gebührte. Der secretarius kann und konnte es jedoch nicht lassen, seine Meinung zu besten zu geben – und sei es auch nur, um die Diskussion anzuregen!
1. Paar – Ein klassischer grundsolider Ratzenberger, aber nichts, was einen zu übertriebener Euphorie verleiten könnte, steht einem überraschen „anderen“ Elsässer Riesling „Kaefferkopf“ in Einigem nach! Das ist nun wirklich ein Grand Cru, der mit manchem „Knochen“ aus der Region versöhnt!
2. Rebholz ist ein typisches Beispiel für die hohe Qualität der Grauburgunder, die die Pfälzer heute anbieten können. Da ist man zumindest auf Augenhöhe mit unseren Nachbarn – und manchmal schon ein Stück weiter! Bei dem aktuellen Vergleich ist allerdings der Altersunterschied zu berücksichtigen.
3. Chardonnay ist in Deutschland wohl immer noch ein Exot!? Zwar sind die Versuche lobenswert und manchmal angenehm abhebend von so manchen „breiten Franzosen“. Aber hier siegt Delagrange mit Längen vor Becker!
Fazit: Bei den gewählten Weißwein – Paaren siegt Frankreich leicht vor Deutschland – sagt der secretarius!
4. Reine Cabernet Sauvignons waren in Deutschland nicht auf meiner Karte – umso überraschender die Fleinlinger Vogelspinne! Alle Achtung, wenn sie sich so weiter entwickelt! Natürlich hat sie konfrontiert mit der Reserve Speciale von Gerard Bertrand keine Chance – insofern ist der Vergleich nur bedingt zulässig – meint der secretarius!
5. Da hat unser Kellermeister ein tolles Paar zusammengebracht! Bei beiden Weinen kann man gespannt sein, wie sie sich in den Jahren entwickeln werden. Schönlaubs Produkt macht verständlich, warum unsere Nachbarn ihr Augenmerk verstärkt auf die deutsche Konkurrenz lenken.
Zu guter Letzt noch eine Anmerkung zum neuen „modus procendi“ bei unseren Verkostungen: Bruderschafts*meister Sigi Luger hat zu Beginn der Verkostung auf die neuen Dosiergeräte hingewiesen, die zum ersten Mal zum Einsatz kamen. Sie stellen sicher, dass alle Teilnehmer die gleiche Menge in das Glas bekommen (0.04 l), und somit auch bei der Verkostung von 10 Weinen die Leber nicht über die Maßen beansprucht wird. Die Maßnahme soll aber insbesondere dem Vortragenden die Möglichkeit geben, seine Thema zügig und bei der gebührenden Aufmerksamkeit des Auditoriums abarbeiten zu können. Nach Abschluß der Verkostung stehen die Neigen selbstverständlich für Interessierte zur Verfügung, die dann auch in freiem Austausch ihr Nach – Kolloqium gestalten können.
Diese Veranstaltung scheint die Sinnhaftigkeit der Maßnahme zu bestätigen. Und so konnte unser BM dem Kellermeister unter anhaltendem Applaus für eine gelungene Präsentation herzlich danken.
Man darf auf die zweite Abteilung dieses Themas am 28.11. gespannt sein – meint der secretarius
* Angesichts der aktuellen Diskussion über Gender – Gleichstellung in der deutschen Sprache steht zu befürchten, dass wir den Namen in Weingeschwisterschaft ändern müssen??!!